Wenn du über eine GmbH oder UG in Aktien, Aktienfonds oder ETFs investieren willst, benötigst du dafür ein Firmendepot: Inhaberin dieses Depots muss die Kapitalgesellschaft sein. Viele depotführenden Banken fokussieren auf private Anleger*innen und bieten keine Depots für Kapitalgesellschaften. Somit hast du für dein Firmendepot keine allzu große Auswahl.
In diesem Artikel erfährst du, was für die Auswahl des Firmendepots wichtig ist und wo du die günstigsten Konditionen findest.
Inhaltsverzeichnis
Welche Anbieter für dein Geschäftsdepot in Betracht kommen
Von denjenigen Banken, die auch für Kapitalgesellschaften Depots anbieten, ist bei den meisten keine Aussetzung des automatischen Kapitalertragsteuerabzugs möglich. Diese Banken behalten die Kapitalertragssteuer ein, obwohl deine GmbH keine Kapitalertragsteuer zu zahlen hat. Erst mit der Steuererklärung könntest du dir dann die gezahlte Kapitalertragsteuer zurückfordern. Ohne Aussetzung des Kapitalertragsteuerabzugs hättest du einen hohen Mehraufwand und ein geringeres investiertes Kapital.
Nach meiner intensiven Recherche gibt es nur vier Anbieter, die bei Depots für Kapitalgesellschaften die Aussetzung des Kapitalertragsteuerabzugs ermöglichen: Interactive Brokers, CapTrader, LYNX und Estably (ehemals BANX).
Alle vier Anbieter nutzen die Handelsplattform von Interactive Brokers: CapTrader ist eine Tochter von Interactive Brokers, LYNX und Estably sind Partner von Interactive Brokers. Auch die Trading-Software für den Desktop (Trading-Workstation/TWS) und Trading-App sind bei allen Anbietern gleich. Die Trading-Workstation richtet sich eher an professionelle Trader und kann selbst erfahrende Anleger*innen anfangs überfordern. Die App ist dafür deutlich einfacher zu bedienen.
Aufgrund der Ausrichtung auch auf professionelle Trader und institutionelle Kunden wie Broker und Hedgefonds, stehen dir bei allen Anbietern auch professionelle Optionen wie Kombinationsorders, Leerverkäufe und Wertpapierkredite zur Verfügung.
Da alle vier Anbieter die gleiche Handelsplattform nutzen, unterscheiden sie sich insbesondere in ihren Konditionen, nicht in den Funktionen.
Welches Firmendepot dir die besten Konditionen bietet
Die Depotkosten ergeben sich aus der Summe der Kosten für die Depotführung und der Ordergebühren.
Interactive Brokers bietet mit Abstand die günstigsten Ordergebühren, gefolgt von CapTrader. Bei Estably und LYNX sind die prozentualen Ordergebühren am höchsten.
Das bedeutet für die vier Anbieter von Firmendepots:
Interactive Brokers ist das beste Depot, wenn du regelmäßig Depotwerte kaufst oder verkaufst: mehr als drei Käufe/Verkäufe pro Monat oder mehr als 10.000 Euro Ordervolumen pro Monat.
CapTrader* ist das beste Depot für sporadische Käufe/Verkäufe: Du hast keine Mindestgebühren und gleichzeitig recht gute Konditionen bei Käufen/Verkäufen.
Vorteil von CapTrader gegenüber Interactive Brokers ist auch, dass es sich um einen deutschen Anbieter handelt, der auf Interactive Brokers aufsetzt. Alle Informationen und auch der Kundenservice sind somit auf deutsch.
Estably* hat zwar ein kostenloses Depot, kann aber bei den Ordergebühren nicht mit Captrader mithalten.
LYNX* hat die höchsten Gebühren aller vier Anbieter: LYNX erhebt eine Depotgebühr bei Inaktivität in Höhe von 25 Euro und hat die höchsten Ordergebühren.
Hier siehst du die Funktionen, Konditionen und meine Empfehlungen in der Übersicht:
Interactive Brokers | CapTrader | Estably | LYNX | |
---|---|---|---|---|
Firmendepot für GmbH | ja | ja | ja | ja |
Aussetzung des Kapitalertragsteuerabzugs | ja | ja | ja | ja |
Export der Transaktionsdaten | ja | ja | ja | ja |
Kosten Depotführung | 0 € (wenn Ordergebühren mehr als 10 €, sonst 10 €) | kostenlos | kostenlos | 0 € (wenn Ordergebühren mehr als 15 € und Depotwert höher als 2.000 €, sonst 15 €) |
Ordergebühren Deutschland (via XETRA) | 0,05% des Handelswertes, mindestens 3,00 € | 0,10% des Handelswertes, mindestens 5,00 € | 0,14% des Handelswertes, mindestens 4,90 € | 0,14% des Handelswertes, mindestens 5,80 € |
Ordergebühren USA | 0,005 USD pro Aktie, mindestens 1,00 USD | 0,01 USD pro Aktie, mindestens 2,00 USD | 0,01 USD pro Aktie, mindestens 3,00 USD | 0,01 USD pro Aktie, mindestens 5,00 USD |
Auszahlung von Dividenden | kostenlos | kostenlos | kostenlos | kostenlos |
Mindesteinlage bei Eröffnung | Gegenwert von 2.000 USD | 25.000 € | 10.000 € | 20.000 € |
Bedienung | Trader Workstation (TWS) von Interactive Brokers (für Profis) + gute und einfache Mobile App (IBKR Mobile) | |||
Auszahlung auf anderes Konto | 1 mal pro Monat kostenlos | |||
Meine Empfehlung | Interactive Brokers ist wegen der niedrigsten Ordergebühren die beste Wahl für aktive Trader. | CapTrader* ist ohne Depotgebühren und mit niedrigen Ordergebühren die beste Wahl für Buy-and-Hold-Depots | Estably* hat auch gute Konditionen, aber nicht so gut wie Captrader. | LYNX* hat die höchsten Ordergebühren. |
Ich habe diese Konditionen für vier verschiedene Nutzerprofile berechnet:
- Gelegentliches Trading: Du kaufst und verkaufst Aktien oder ETFs ca. 4‑mal pro Jahr mit einem durchschnittlichen Orderwert von 5.000 Euro.
- Sparplan Trading: Du hast einen ETF-Sparplan und erhöhst dein ETF-Depot jeden Monat um 1.500 Euro.
- Regelmäßiges Trading mit größeren Orders: Du handelst durchschnittlich 2‑mal pro Monat mit einem Orderwert von durchschnittlich 5.000 Euro.
- Day-Trading: Du kaufst/verkaufst täglich in Höhe von durchschnittlich 6.000 Euro.
In der folgenden Tabelle siehst du die durchschnittlichen monatlichen Gebühren für diese vier Nutzerprofile:
Interactive Brokers | CapTrader | Estably | LYNX | ||
---|---|---|---|---|---|
1: Gelegentliches Trading | 10,00 € | 1,65 € | 2,31 € | 10,00 € | |
2: Sparplan Trading | 10,00 € | 4,00 € | 3,90 € | 10,00 € | |
3: Regelmäßiges Trading | 10,00 € | 10,00 € | 14,00 € | 14,00 € | |
4: Day-Trading | 90,00 € | 180,00 € | 252,00 € | 252,00 € | |
Wie du siehst, liegen CapTrader* und Estably* bei den Konditionen vorn, wenn du nicht mehr als 1‑mal pro Monat handelst. Grund dafür ist, dass beide Depots kostenlos sind und du nur die Gebühren für die Orders zahlst.
Wenn du häufiger handelst, sind Interactive Brokers und CapTrader* für dich am günstigsten. Je häufiger du handelst und je höher die Orderwerte, desto stärker kann Interactive Brokers den großen Vorteil der günstigen Ordergebühren ausspielen.
Was du bei der Kontoeröffnung beachten solltest
Ob du ein Bar- oder ein Margindepot eröffnen solltest
Bei einem Bardepot kannst du nur mit deinen Barmitteln handeln. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass du nicht auf Margin handeln kannst, also nicht durch Inanspruchnahme von Wertpapierkrediten. Außerdem hast du bei einem Bardepot keinen Zugang zu riskanteren Anlageprodukten wie Leerverkäufe und komplexeren Produkte wie CFDs und Futures.
Wenn du grundsätzlich ‘long’ gehst, also nur auf Kurssteigerungen setzt, und nur mit Aktien, Fonds und ETFs handelst, ist ein Bardepot genau richtig für dich.
Ein Margindepot ist nur für sehr erfahrene Anleger*innen. Wenn du auf Margin handelst und so deinen Einsatz hebelst, kannst du logischerweise nicht nur mehr gewinnen, sondern auch mehr als nur deinen Einsatz verlieren. Dementsprechend sind die Anforderungen zur Eröffnung eines Margindepots auch höher als bei einem Bardepot. Um gehebelte und komplexere Börsenprodukte handeln zu dürfen, musst du entsprechende Kenntnisse und Erfahrung nachweisen (angeben).
Was du bei der FATCA Abfrage angeben musst
Mit dem Foreign Account Tax Compliance Act, kurz FATCA, wollen die US-Steuerbehörden Steuerhinterziehung erschweren. Ausländische Finanzinstitute (FFIs) müssen umfangreichen Offenlegungspflichten zustimmen, um eine pauschale Quellensteuer zu vermeiden.
Wenn du mit deinem Geschäftsdepot auf eigene Rechnung handelst, ist deine Firma ein NFFE (Non-Financial Foreign Entity): ein Nicht-Finanz-Institut, das außerhalb der USA ansässig ist.
Bei den NFFEs gibt es zwei Typen: aktive NFFEs und passive NFFEs. Ein aktiver NFFE erzielt die Mehrheit der Einkünfte aus operativen Geschäft, etwa dem Verkauf von Produkten und Dienstleistungen. Bei einem passiven NFFE erzielt überwiegend passive Einkünfte, beispielsweise aus Dividenden, Zinsen, Mieten oder Lizenzgebühren.
Wenn du für dein operatives Unternehmen ein Geschäftsdepot eröffnest, handelt es sich im Sinne von FATCA um ein aktives NFFE. Deine (vermögensverwaltende) Holding gilt jedoch vermutlich eher als passives NFFE.
Wo du eine LEI Nummer herbekommst
Um mit deiner GmbH oder UG über dein Geschäftsdepot handeln zu können, benötigt sie eine LEI-Nummer. LEI steht für Legal Entity Identifier und ist eine globale Identifikationsnummer für Kapitalgesellschaften, die den Austausch von Transaktionsdaten mit und unter den Finanzbehörden und das Aufdecken von Geldwäsche erleichtern soll.
Die LEI-Nummer muss einmalig registriert und dann jährlich überprüft und verlängert werden. Damit entstehen für dein Geschäftsdepot laufende Kosten.
Bei den meisten depotführenden Banken kannst du die LEI-Nummer im Verlauf der Depoteröffnung beantragen (meist zum Ende hin). Das ist aber vergleichsweise teuer: Bei Interactive Brokers und den Partnerbanken CapTrader, Estably und LYNX kostet die Anmeldung der LEI-Nummer 161 USD einmalig und jährlich 91 USD für die Verlängerung.
Auch der Bundesanzeiger Verlag bietet einen LEI-Service. Hier kostet die Anmeldung 80 Euro und Verlängerung jährlich 70 Euro.
Die besten Konditionen habe ich bei Register-LEI.de* gefunden. Dort koste Anmeldung und Verlängerung jeweils 59 Euro pro Jahr. Wenn du ein 5‑Jahres-Paket buchst, zahlst du sogar nur 45 Euro pro Jahr. Über diese 5 Jahre sparst du bei Register-LEI.de 121 Euro gegenüber dem LEI-Service vom Bundesanzeiger Verlag.
Die LEI-Nummer für meine Holding habe ich auch bei Register-LEI.de angemeldet. Der Kundenservice über den Chat ist hervorragend und die Registrierung hat weniger als 24 Stunden gedauert.
Verwandte Beiträge
Hast du einen anderen Favorit für das Firmendepot? Dann bin ich gespannt auf deine Empfehlung!
War dieser Beitrag für dich hilfreich? Falls dieser Beitrag noch nicht alle deine Fragen zum Thema beantwortet, schreibe mir bitte eine E‑Mail an feedback@unternehmergold.de (kopiere bitte die URL dieses Beitrags in deine E‑Mail, damit ich einfacher zuordnen kann, worauf du dich beziehst).