Lohnt es sich, ETFs mit Einzelaktien nachzubauen?
Lohnt es sich, ETFs mit Einzelaktien nachzubauen?

Lohnt es sich, ETFs mit Einzelaktien nachzubauen?

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von Alex­ander Keck 

Autor der Best­seller »Weniger Steuern & mehr Vermögen« und »GmbH gründen«

Inves­tierst du über eine GmbH, haben Einzel­ak­tien gegen­über ETFs einen klaren steu­er­li­chen Vorteil: Bei Einzel­ak­tien zahlt die GmbH 1,5% Steuern auf Veräu­ße­rungs­ge­winne, bei Aktien-ETFs sind es 11,5%.

Wenn du jedoch den Einmal-aufsetzen-und-dann-Vergessen-Ansatz von ETFs liebst, so wie ich, wird dich der Steu­er­nach­teil von ETFs auch wurmen.

Wäre es nicht clever, ETFs über Einzel­ak­tien nach­zu­bauen, um das Beste beider Welten zu vereinen?

Ich dachte lange, das wäre gera­dezu genial.

Bis ich es mal durch­ge­rechnet habe und zum Ergebnis kam, dass sich der Aufwand nicht lohnt.

So, jetzt habe ich dir das Ergebnis verraten und du kannst dich deinen anderen Themen zuwenden.

Oder du liest weiter und verstehst, wie ich die Idee umsetzen wollte und warum es sich nicht lohnt.

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Inhaltsverzeichnis

Meine ursprüngliche Idee

Vor etwa zwei Jahren hatte ich folgende Idee:

  • Ich nehme den MSCI World,
  • ziehe mir die Index-Posi­tionen der Top 10 Aktien in ein Spreadsheet,
  • nehme dazu noch ein paar ETFs, die in etwa den MSCI World ohne die Top 10 Aktien abbilden (inzwi­schen gibt es den MSCI World ex USA),
  • gebe dann die zu inves­tie­rende Summe ein,
  • und das Spreadsheet zeigt mir entspre­chend der gewünschten Gewich­tung, wie viele Anteile ich von den Top 10 Einzel­ak­tien und den Zusatz-ETFs zu kaufen habe.
  • Das wieder­hole ich dann z.B. alle drei Monate, um nicht jeden Monat manu­elle Kauf­or­ders vornehmen zu müssen.

Genial, oder?

Die vermeintlichen Vorteile

Ja, dachte ich, das ist genial:

  • Ich kann den Steu­er­vor­teil bei Einzel­ak­tien für die größten Akti­en­po­si­tionen nutzen, also da, wo es sich auch lohnt.
  • Gleich­zeitig erreiche ich durch die zusätz­li­chen ETFs eine hohe Streuung.
  • Ich brauche nur alle paar Monate 10–15 Kauf­or­ders vorzu­nehmen – nicht so bequem wie ein auto­ma­ti­scher Spar­plan, aber noch vertretbar.
  • Ich vermeide aufwen­diges Stock Picking, weil im Spreadsheet genau steht, was ich zu kaufen habe.
  • Mein System hat regel­mä­ßiges Reba­lan­cing inte­griert: Weil beim Nach­kauf mein Spreadsheet meine Depot-Posi­tionen mit der aktu­ellen Gewich­tung im MSCI World vergleicht und die Kauf­or­ders entspre­chend anpasst.

Auf der Basis hatte ich mir die Idee notiert. Mit der Vorfreude, in einem ruhigen Moment das Spreadsheet zu bauen.

Bis ich in einem News­letter von Ride Capital (vom 16.11.2023) die Ankün­di­gung las, dass sie einen Low-tax Robo mit einem ähnli­chen Ansatz entwi­ckeln wollen.

Das ist noch besser, dachte ich – Soft­ware statt Spreadsheet und auto­ma­ti­sierte statt manu­elle Kauf­or­ders. Dann sollen die das machen.

Mit der Pleite von Ride Capital im Herbst 2024 war klar, dass deren Low-tax Robo nicht mehr kommt.

Ange­regt durch eine E‑Mail (danke, Tom!) habe ich die Idee wieder aus der Schub­lade geholt.

Die ernüchternde Rechnung

Bevor ich anfange, das Spreadsheet zu bauen, wollte ich erst mal verstehen, wie hoch der Steu­er­vor­teil durch mein System tatsäch­lich ist.

Hier meine Herlei­tung und Berechnung:

  • Bei Einzel­ak­tien fallen in der GmbH auf Veräu­ße­rungs­er­löse ca. 1,5% Steuern an.
  • Bei einem Aktien-ETF fallen in der GmbH auf Veräu­ße­rungs­er­löse ca. 11,5% Steuern an.
  • Der Unter­schied sind somit 10 Prozent­punkte auf die Veräußerungserlöse.
  • Wenn die Kurs­ge­winne 10% pro Jahr betragen, fallen bei Einzel­ak­tien bezogen auf den Depot­wert somit 1 Prozent­punkt weniger Steuern an als bei ETFs (10% × 10% = 1%).
  • Oder in Zahlen: Aus 100 inves­tierten Geld­ein­heiten werden bei 10% Rendite 110 Geld­ein­heiten. Bei ETF bleiben nach 11,5% Steuern noch 108.85 Geld­ein­heiten. Bei Einzel­ak­tien bleiben nach 1,5% Steuern noch 109.85 Geldeinheiten.

So simple. Und so enttäuschend.

Mein erster Gedanke war: Das kann nicht sein. Dafür ist die Idee zu gut.

Doch leider ist es wahr: Bei einem Depot von 100.000€ spart die Inves­ti­tion in Einzel­ak­tien gegen­über ETFs nur 1.000€ Steuern im Jahr (zumin­dest bei 10% Kursgewinn).

Mehr nicht.

Das Fazit

Hinzu kommt, dass ich mit meinem System ja nicht ETFs komplett ersetzen, sondern nur die Top 10 Aktien über Einzel­in­vest­ments abde­cken wollte. Wenn deren Gewicht zusammen 20% vom Depot­wert ausmacht, schrumpft der Steu­er­vor­teil auf 0,2% vom Depotwert!

Selbst dieser Mini­vor­teil würde vermut­lich von höheren Order­ge­bühren aufge­zehrt. Schließ­lich nimmt durch die Einzel­in­vest­ments auch die Anzahl der Trans­ak­tionen zu.

Das Fazit ist somit eindeutig: Es lohnt sich nicht, in der GmbH ETFs über Einzel­ak­tien nachzubilden.

Im Sinne meines Einmal-aufsetzen-und-dann-Vergessen-Ansatzes hat das auch etwas Tröst­li­ches: Der Steu­er­nach­teil der ETFs ist vernach­läs­sigbar – ich verpasse nichts.

Da du mir bis hierhin gefolgt bist, zeigt mir dein Inter­esse – hast du clevere Ideen zur Steu­er­op­ti­mie­rung bei Investitionen?

Schreib mir und wir rechnen es gemeinsam durch!

Beste Grüße
Alex­ander

P.S.

  1. Wenn du sowieso lieber in Einzel­ak­tien inves­tierst oder zusätz­lich zu ETFs noch ein paar Einzel­wetten tätigst, kannst du den Steu­er­vor­teil der Einzel­ak­tien natür­lich mitnehmen. Noch mehr als der Steu­er­vor­teil bei ETFs freut dich dann natür­lich der Vorteil der GmbH gegen­über dem Privat­depot: nur 1,5% Steuern auf Veräu­ße­rungs­er­löse statt 26,5%!
  2. Ich habe viele Zuschriften mit dem Vorschlag erhalten, Invest­ment-Holdings wie Berkshire Hathaway könnten doch eine Lösung sein – wie ein Fonds beinhalten sie Betei­li­gungen an vielen Firmen, sind aber kein Fonds, sondern eine Einzel­aktie mit den beschrie­benen Steu­er­vor­teilen. Das sehe ich nicht so. Ich erachte Berkshire Hathaway für einen unge­eig­neten ETF-Ersatz. Wenn ich ETF-Anteile kaufe, dann werden ja zusätz­liche Unter­neh­mens­be­tei­li­gungen gekauft. Das ist bei Berkshire Hathaway nicht der Fall. Hier steigt durch meinen Kauf der Wert der Aktie, ohne dass die zugrun­de­lie­genden Assets zunehmen. Berkshire Hathaway kann somit über­be­wertet sein. 
  3. Hier noch mein Artikel, wie du mit einem Zweit­depot Steuern sparen kannst.

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