
Autor der Bestseller »Weniger Steuern & mehr Vermögen« und »GmbH gründen«
Investierst du über eine GmbH, haben Einzelaktien gegenüber ETFs einen klaren steuerlichen Vorteil: Bei Einzelaktien zahlt die GmbH 1,5% Steuern auf Veräußerungsgewinne, bei Aktien-ETFs sind es 11,5%.
Wenn du jedoch den Einmal-aufsetzen-und-dann-Vergessen-Ansatz von ETFs liebst, so wie ich, wird dich der Steuernachteil von ETFs auch wurmen.
Wäre es nicht clever, ETFs über Einzelaktien nachzubauen, um das Beste beider Welten zu vereinen?
Ich dachte lange, das wäre geradezu genial.
Bis ich es mal durchgerechnet habe und zum Ergebnis kam, dass sich der Aufwand nicht lohnt.
So, jetzt habe ich dir das Ergebnis verraten und du kannst dich deinen anderen Themen zuwenden.
Oder du liest weiter und verstehst, wie ich die Idee umsetzen wollte und warum es sich nicht lohnt.
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Inhaltsverzeichnis
Meine ursprüngliche Idee
Vor etwa zwei Jahren hatte ich folgende Idee:
- Ich nehme den MSCI World,
- ziehe mir die Index-Positionen der Top 10 Aktien in ein Spreadsheet,
- nehme dazu noch ein paar ETFs, die in etwa den MSCI World ohne die Top 10 Aktien abbilden (inzwischen gibt es den MSCI World ex USA),
- gebe dann die zu investierende Summe ein,
- und das Spreadsheet zeigt mir entsprechend der gewünschten Gewichtung, wie viele Anteile ich von den Top 10 Einzelaktien und den Zusatz-ETFs zu kaufen habe.
- Das wiederhole ich dann z.B. alle drei Monate, um nicht jeden Monat manuelle Kauforders vornehmen zu müssen.
Genial, oder?
Die vermeintlichen Vorteile
Ja, dachte ich, das ist genial:
- Ich kann den Steuervorteil bei Einzelaktien für die größten Aktienpositionen nutzen, also da, wo es sich auch lohnt.
- Gleichzeitig erreiche ich durch die zusätzlichen ETFs eine hohe Streuung.
- Ich brauche nur alle paar Monate 10–15 Kauforders vorzunehmen – nicht so bequem wie ein automatischer Sparplan, aber noch vertretbar.
- Ich vermeide aufwendiges Stock Picking, weil im Spreadsheet genau steht, was ich zu kaufen habe.
- Mein System hat regelmäßiges Rebalancing integriert: Weil beim Nachkauf mein Spreadsheet meine Depot-Positionen mit der aktuellen Gewichtung im MSCI World vergleicht und die Kauforders entsprechend anpasst.
Auf der Basis hatte ich mir die Idee notiert. Mit der Vorfreude, in einem ruhigen Moment das Spreadsheet zu bauen.
Bis ich in einem Newsletter von Ride Capital (vom 16.11.2023) die Ankündigung las, dass sie einen Low-tax Robo mit einem ähnlichen Ansatz entwickeln wollen.
Das ist noch besser, dachte ich – Software statt Spreadsheet und automatisierte statt manuelle Kauforders. Dann sollen die das machen.
Mit der Pleite von Ride Capital im Herbst 2024 war klar, dass deren Low-tax Robo nicht mehr kommt.
Angeregt durch eine E‑Mail (danke, Tom!) habe ich die Idee wieder aus der Schublade geholt.
Die ernüchternde Rechnung
Bevor ich anfange, das Spreadsheet zu bauen, wollte ich erst mal verstehen, wie hoch der Steuervorteil durch mein System tatsächlich ist.
Hier meine Herleitung und Berechnung:
- Bei Einzelaktien fallen in der GmbH auf Veräußerungserlöse ca. 1,5% Steuern an.
- Bei einem Aktien-ETF fallen in der GmbH auf Veräußerungserlöse ca. 11,5% Steuern an.
- Der Unterschied sind somit 10 Prozentpunkte auf die Veräußerungserlöse.
- Wenn die Kursgewinne 10% pro Jahr betragen, fallen bei Einzelaktien bezogen auf den Depotwert somit 1 Prozentpunkt weniger Steuern an als bei ETFs (10% × 10% = 1%).
- Oder in Zahlen: Aus 100 investierten Geldeinheiten werden bei 10% Rendite 110 Geldeinheiten. Bei ETF bleiben nach 11,5% Steuern noch 108.85 Geldeinheiten. Bei Einzelaktien bleiben nach 1,5% Steuern noch 109.85 Geldeinheiten.
So simple. Und so enttäuschend.
Mein erster Gedanke war: Das kann nicht sein. Dafür ist die Idee zu gut.
Doch leider ist es wahr: Bei einem Depot von 100.000€ spart die Investition in Einzelaktien gegenüber ETFs nur 1.000€ Steuern im Jahr (zumindest bei 10% Kursgewinn).
Mehr nicht.
Das Fazit
Hinzu kommt, dass ich mit meinem System ja nicht ETFs komplett ersetzen, sondern nur die Top 10 Aktien über Einzelinvestments abdecken wollte. Wenn deren Gewicht zusammen 20% vom Depotwert ausmacht, schrumpft der Steuervorteil auf 0,2% vom Depotwert!
Selbst dieser Minivorteil würde vermutlich von höheren Ordergebühren aufgezehrt. Schließlich nimmt durch die Einzelinvestments auch die Anzahl der Transaktionen zu.
Das Fazit ist somit eindeutig: Es lohnt sich nicht, in der GmbH ETFs über Einzelaktien nachzubilden.
Im Sinne meines Einmal-aufsetzen-und-dann-Vergessen-Ansatzes hat das auch etwas Tröstliches: Der Steuernachteil der ETFs ist vernachlässigbar – ich verpasse nichts.
Da du mir bis hierhin gefolgt bist, zeigt mir dein Interesse – hast du clevere Ideen zur Steueroptimierung bei Investitionen?
Schreib mir und wir rechnen es gemeinsam durch!
Beste Grüße
Alexander
P.S.
- Wenn du sowieso lieber in Einzelaktien investierst oder zusätzlich zu ETFs noch ein paar Einzelwetten tätigst, kannst du den Steuervorteil der Einzelaktien natürlich mitnehmen. Noch mehr als der Steuervorteil bei ETFs freut dich dann natürlich der Vorteil der GmbH gegenüber dem Privatdepot: nur 1,5% Steuern auf Veräußerungserlöse statt 26,5%!
- Ich habe viele Zuschriften mit dem Vorschlag erhalten, Investment-Holdings wie Berkshire Hathaway könnten doch eine Lösung sein – wie ein Fonds beinhalten sie Beteiligungen an vielen Firmen, sind aber kein Fonds, sondern eine Einzelaktie mit den beschriebenen Steuervorteilen. Das sehe ich nicht so. Ich erachte Berkshire Hathaway für einen ungeeigneten ETF-Ersatz. Wenn ich ETF-Anteile kaufe, dann werden ja zusätzliche Unternehmensbeteiligungen gekauft. Das ist bei Berkshire Hathaway nicht der Fall. Hier steigt durch meinen Kauf der Wert der Aktie, ohne dass die zugrundeliegenden Assets zunehmen. Berkshire Hathaway kann somit überbewertet sein.
- Hier noch mein Artikel, wie du mit einem Zweitdepot Steuern sparen kannst.
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