
Autor der Bestseller »Weniger Steuern & mehr Vermögen« und »GmbH gründen«
Die Verwerfungen im Bankensektor in den letzten Wochen haben mich veranlasst zu überprüfen, wie sicher meine Vermögenswerte sind – und natürlich auch die Vermögenswerte meiner GmbHs.
In diesem Artikel werde ich alle Einlagen betrachten. Einlagen sind Guthaben auf Bankkonten, zum Beispiel auf Girokonten, Tagesgeld- oder Festgeldkonten oder auf Verrechnungskonten von Depotanbietern.
Wie sicher deine Wertpapiere und andere Finanzprodukte sind, erfährst du in diesem Artikel »Wie sicher ist dein Depot?«.
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Inhaltsverzeichnis
Was passiert mit deinem Guthaben?
Wenn du Geld auf ein Konto überweist, dann ist es nicht mehr dein Geld, sondern das der Bank. Mit deiner Einzahlung hast du dein Geld gegen eine Forderung an die Bank getauscht.
Bei Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten ist deine Forderung an die Bank täglich fällig – du kannst jederzeit dein Guthaben auszahlen lassen. Bei Festgeld wird deine Forderung an die Bank zum Ende der Laufzeit fällig.
Das Geschäftsmodell von Banken ist, diese sehr kurzfristigen Verbindlichkeiten dir gegenüber mit geringen Zinskosten gegen langfristige Forderungen mit höheren Zinserträgen zu tauschen: Dein Bankguthaben finanziert den Hauskredit deines Nachbarn.
Dein Guthaben ist somit kurzfristig fällig, aber langfristig bei der Bank gebunden. Wenn du dein Guthaben wieder abziehst, wird deine Auszahlung aus liquiden Mitteln und Einzahlungen anderer gespeist.
Wann wird eine Bank zahlungsunfähig?
Das Bankensystem funktioniert, solange alle darauf vertrauen, dass sie jederzeit an ihr Geld kommen, ohne dass zu viele gleichzeitig ihr Geld wollen.
Falls die Zahlungsabflüsse die liquiden Mittel und Einzahlungen übersteigen, ist das vorerst nicht unbedingt kritisch. Die Bank hat ja gute langfristige Forderungen, wie den Hauskredit an deinen Nachbarn, die als Sicherheit für frische Liquidität dienen können.
Im Zweifel springt der Kreditgeber letzter Instanz ein, the lender of last resort. Das ist in Deutschland die Deutsche Bundesbank. Die kann unbegrenzt Liquidität zur Verfügung stellen, solange die notleidende Bank genügend werthaltige Sicherheiten nachweisen kann.
Problematisch wird es erst, wenn die Sicherheiten nicht mehr werthaltig genug sind, zum Beispiel weil dein Nachbar seine Kreditraten nicht mehr leisten kann (wie bei der Subprime-Hypotheken-Krise in den USA, die die Finanzkrise von 2008 auslöste), oder weil die Finanzanlagen der Bank im Wert gesunken sind (wie bei der Silicon Valley Bank, deren langfristige Anleihen infolge der Zinserhöhung an Wert verloren).
Der Fall der Silicon Valley Bank (SVB) hat auch gezeigt, dass ein zu schneller Mittelabfluss problematisch ist. Während die Kunden der SVB, überwiegend Venture Funds und Startups, jederzeit digital Auszahlungen anweisen konnten, hatte der Lender of Last Resort, in diesem Fall die Federal Reserve, um 16 Uhr Dienstschluss und die SVB hat das Zeitfenster verpasst.
Beide Fälle führen zu einer Zahlungsunfähigkeit der Bank – die Bank kann nicht mehr alle Auszahlungswünsche bedienen und ist pleite.
In diesem Fall springt das Einlagensicherungssystem des jeweiligen Landes ein.
Welche Banken sind besonders anfällig?
Bevor ich dazu komme, wie die Einlagensicherungssysteme funktionieren, möchte ich ein paar Überlegungen anstellen, bei welchen Finanzinstituten und Banken eine Pleite wahrscheinlicher ist als bei anderen.
Meine persönlichen Thesen dazu sind:
Je höher die Zinsen, desto anfälliger die Bank
Besonders gute Konditionen funktionieren meist nur bei gutem Wetter.
Die Silicon Valley Bank ist in Zeiten von Negativzinsen dadurch schnell gewachsen, dass sie auch bei hohen Einlagen keine Negativzinsen an ihre Kunden weitergegeben hat. Eine Änderung des Wetters in Form eines schnellen Zinsanstiegs hat sie nicht überlebt.
Schnäppchen ziehen Schnäppchenjäger an, die sich durch Herdentrieb auszeichnen und ihre Guthaben schnell wieder abziehen, wenn woanders bessere Konditionen winken.
Die pleiteanfälligsten Banken findet man somit bei Zinsportalen wie Weltsparen ganz oben im Ranking.
Fintechs sind anfälliger als Old Banks
Fintechs haben eine homogenere Kundenstruktur als klassische Banken.
Kundinnen und Kunden von Fintechs sind jünger, digitaler, mobiler und besser vernetzt.
Über Social Media entstehen Vertrauenskrisen rasch – Crash-Propheten haben eine große Reichweite – und sie verbreiten sich rapide.
Ist Kontozugriff nur einen Fingerabdruck entfernt, ist auch das Geld mobiler.
Kleine Banken sind anfälliger als große Banken
Bei einem Bank-Run muss das Geld ja auch irgendwo hin.
Meist fließt es von den kleinen zu den großen Banken. Denen wird eher zugetraut, dass sie Krisen überstehen. Und falls nicht, dann sind sie ‘too big to fail’ und werden im Zweifel vom Staat eher gerettet als kleinere Banken.
Bank-runs sind Vertrauenskrisen. Allein der Glaube daran, dass eine große Bank vom Staat gerettet wird, sorgt dafür, dass sie wahrscheinlich nicht gerettet werden muss.
Wie Einlagen gesichert sind
Bei Guthaben auf Giro‑, Tagesgeld- oder Festgeldkonten bei Banken innerhalb der EU garantieren die nationalen Einlagensicherungssysteme:
- den Schutz von bis zu 100.000 Euro pro Person und Bank – das gilt für natürliche Personen wie für Kapitalgesellschaften gleichermaßen;
- bis zu 200.000 Euro für Gemeinschaftskonten, zum Beispiel von Paaren;
- bis zu 500.000 Euro über einen Zeitraum von sechs Monaten, wenn die Einlage für die Lebensführung von besonderer Bedeutung ist und mit bestimmten Lebensereignissen zu tun hat (wenn du beispielsweise eine private Immobilie verkaufst und dadurch eine hohe Zahlung erhalten hast, sind bis zu sechs Monate nach Erhalt dieser Zahlung bis zu 500.000 Euro auf diesem Konto durch die Einlagensicherung geschützt);
- dass im Falle einer Bankinsolvenz spätestens ab 2024 Kontoinhaberinnen und Kontoinhaber ihre Einlagen innerhalb von sieben Tagen zurückerhalten sollen;
- dass die nationalen Fonds mit 0,8 Prozent der national gesicherten Einlagen ausgestattet werden sollen.
Wenn du dein Geld auf mehrere Konten verteilst, solltest du darauf achten, dass die Konten bei unterschiedlichen Banken und vor allem unterschiedlichen Banklizenzen liegen.
Viele Fintechs nutzen die Banklizenz der Solarisbank. Wenn du mehrere Fintech-Konten hast, die letztlich bei der Solarisbank liegen, dann teilen sich diese Konten den Schutz durch das Einlagensicherungssystem.
Auch die Deutsche Bank, die Postbank und die Digitaltochter FYRST nutzen eine gemeinsame Banklizenz – die der Deutschen Bank.
Die obigen EU-Vorgaben für die Einlagensicherung werden durch die Mitgliedsländer eigenständig umgesetzt.
In Deutschland haben die privaten Banken, die Volks- und Raiffeisenbanken und die Sparkassen jeweils ihr eigenen Einlagensicherungssystem.
Die Einlagensicherung der privaten Banken
Bei den privaten Banken organisiert die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) die gesetzliche Einlagensicherung bis 100.000 Euro pro Kundin oder Kunde.
Zusätzlich sind viele private Banken noch Mitglied im freiwilligen Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken (BdB). Diese freiwillige Einlagensicherung soll Guthaben oberhalb der gesetzlichen Einlagensicherung schützen.
Für natürliche Personen, rechtsfähige Stiftungen und Gesellschaften bürgerlichen Rechts ist der Entschädigungsbetrag auf 5 Millionen Euro begrenzt. Dieser höchstmögliche Entschädigungsbetrag wird ab dem 01.01.2025 auf 3 Millionen Euro und ab dem 01.01.2030 auf 1 Million Euro abgesenkt.
Für alle gewerblichen Unternehmen beträgt der maximale Entschädigungsbetrag durch den freiwilligen Einlagensicherungsfonds aktuell 50 Millionen Euro. Ab dem 01.01.2025 wird dieser Höchstbetrag abgesenkt auf 30 Millionen Euro und ab dem 01.01.2030 auf 10 Millionen Euro. Der Entschädigungsbetrag für Unternehmen ist somit 10-mal so hoch wie für Privatpersonen.
Vorsicht ist bei allen vermögensverwaltenden GmbHs geboten: Deren Einlagen sind über den freiwilligen Einlagensicherungsfonds nicht abgesichert. Hier greift somit nur die gesetzliche Einlagensicherung bis zu einem Guthaben von 100.000 Euro.
Die Einlagensicherung bei den Volks- und Raiffeisenbanken
Bei den Volks- und Raiffeisenbanken gibt es zwei Sicherungseinrichtungen. Gerät eines der angeschlossenen Institute in Schwierigkeiten, wird im Rahmen des Institutsschutzes das Institut durch alle angeschlossenen Banken unterstützt. Dafür gibt es einen gemeinsamen Fonds, um eine Zahlungsunfähigkeit zu verhindern.
Wird dennoch ein Institut zahlungsunfähig, greift der gesetzliche Einlagenschutz, der durch die BVR Institutssicherung GmbH gewährleistet wird.
Einlagensicherung bei den Sparkassen
Guthaben bei den Sparkassen sind über das Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe geschützt. Alle Sparkassen, Landesbanken und Landesbausparkassen sind Teil eines Haftungsverbunds, das den Fortbestand jedes der angeschlossenen Institute sichern soll.
Jede einzelne Sparkasse wird durch alle anderen Sparkassen geschützt. Durch den Haftungsverbund wirken die Sparkassen im Sinne der Einlagensicherung wie eine Bank.
Bei den Sparkassen gibt es keine Begrenzung des Einlagenschutzes: Sämtliche Einlagen und Bankguthaben sind in unbegrenzter Höhe geschützt.
Es spricht einiges dafür, dass Guthaben bei der Sparkasse vergleichsweise sicher sind:
- Verhältnismäßig viele treue Kundinnen und Kunden, die ihr Geld bevorzugt noch am Schalter abheben. Wenn dort Frau Meier sagt, dass man sich keine Sorgen machen soll, wird das auch so sein.
- Falls es doch zu einem Bank-run auf die Sparkassen kommen sollte, hast du gute Chancen, zu den Schnelleren zu gehören.
- Too big to fail: Nach eigenen Aussagen hat die Sparkassen-Finanzgruppe rund 40 Millionen Girokonten.
Was heißt nun für dich und dein Geld?
Grundsätzlich habe ich ein großes Vertrauen in die gesetzliche Einlagensicherung in Deutschland, auch bei kleineren Banken.
Sollte es zu einer Bankpleite kommen und sollten die Einlagensicherungssysteme nicht ausreichen, muss der deutsche Staat einspringen und gegebenenfalls andere (Finanz)-Akteure mit in die Verpflichtung nehmen. Der Vertrauensverlust und die Folgeschäden wären untragbar.
Auch Guthaben oberhalb der 100.000 Euro Einlagensicherungsgrenze sind relativ sicher. Zumindest zu Anfang. So wie kurz nach der Pleite der Silicon Valley Bank die Fed den Schutz aller Einlagen garantiert hat, in unbeschränkter Höhe.
Bei der ersten und nicht so großen Bank kann und muss sich die Notenbank so etwas leisten, um einen Flächenbrand zu verhindern.
Falls der Flächenbrand damit jedoch nicht eingedämmt werden kann, dann…
So, ich muss Schluss machen. Schließlich muss ich noch ein paar Sparkassenkonten eröffnen 🙂.
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